Bonner Republik (D)

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DEUTSCHES PARLAMENT 75

07.09.2024 - Heute vor 75 Jahren haben der Deutsche Bundestag und der Bundesrat ihre ersten konstituierenden Sitzungen in Bonn abgehalten. In den folgenden Tagen wurde Theodor Heuss zum Bundespräsidenten und Konrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt. Anlässlich des Jubiläums tagt der Bundesrat heute in Bonn, wo auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend sein wird.

Nach dem Krieg wurde die kleine und friedliche Stadt Bonn zur provisorischen Hauptstadt der neuen Bundesrepublik Deutschland. Großstädte wie Frankfurt am Main und Hamburg schieden als Kandidaten aus, unter anderem wegen des „Risikos“, dass sich eine Großstadt zu einer dauerhaften Hauptstadt entwickeln würde, während das Ziel darin bestand, dass Berlin die Hauptstadt eines wiedervereinten Deutschlands sein und bleiben sollte. Bonn war klein und unbedeutend. Die Bonner Republik strahlte Bescheidenheit aus, "vor uns braucht man keine Angst zu haben". Die Wahl für diese Stadt wäre noch dadurch bestärkt worden, dass Der Alte, der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Adenauer, in dieser Gegend lebte, in Rhönsdorf (Bad Honnef), einem Dorf auf der anderen Seite des Rheins. 

Das heutige Bonn besteht neben der Altstadt aus einer Vielzahl von zusammengewachsenen Dörfern, von denen oft noch die alten Dorfkerne zu erkennen sind. Linksrheinisch zum Beispiel Lengsdorf, wohin ich oft kam, weil dort die Mutter meiner Freundin wohnte, Kessenich, Poppelsdorf. Der Venusberg mit dem Universitätsklinikum hoch oben auf dem bewaldeten Hügel. Auf der anderen Rheinseite, also rechtsrheinisch, die Stadt (das Stadtteil) Beuel und unter anderem Schwarzrheindorf, wo ich wohnte. Die Hälfte des Hinterhofes befand sich in Villich, dem nächsten Dorf.

Von 1994 bis 1996 lebte ich teilzeit in Bonn. Ich bin jede Woche zwischen Utrecht und Bonn hin und her gereist. Nächste Woche werde ich wieder für ein paar Tage dorthin fahren, um meine südafrikanische „Tochter“, die letzten Mittwoch - mit meiner moralischen und bürokratischen Unterstützung - von Südafrika nach Deutschland umgezogen ist, zu begrüßen und ihre Wintergarderobe mitzubringen, die bei mir „übersommert“ hat. Eine Begegnung mit meiner alten Stadt und einer neuen Bonner Bürgerin, auf die ich mich freue. Aber heute bin ich nicht da, um am Straßenrand mit einer Fahne zu schwenken. Es gibt allen Grund zum Feiern und zur Sorge. Die deutsche Demokratie ist 75 Jahre alt und ihre Knochen beginnen zu knarren.